Interview mit Jasmin Gambirasio, November 2016

Du warst nun zwei komplette CC-Saisons in Grossbritannien bei Chris Bartle stationiert. Wie sieht dein persönliches Fazit aus?
Ich habe in diesen zwei Jahren unheimlich viel gelernt, in jeglicher Hinsicht. Die Arbeit mit den Pferden, mein Sitz, meine Balance und somit meine Einwirkung haben sich verändert und dem Englischen Stil angepasst. Ich habe mich unheimlich verbessert und an Sicherheit gewonnen. Natürlich gab es auch einige Downs dieses Jahr, das gehört dazu. Das hat jedoch an meiner Motivation nichts geändert.

Du bist seit kurzem in der Schweiz – wie lange, was machst du hier und was tun deine Pferde in der Zwischenzeit?
Ich bin seit knapp zwei Wochen wieder in der Schweiz und habe die grossartige Möglichkeit, wie bereits im letzten Winter, im Heizteam AG in Brugg arbeiten zu können. Meine Pferde dürfen sich für einige Wochen eine verdiente Pause in England gönnen.

Du wolltest im Sommer deine Nachwuchspferde verkaufen. Wie sieht dein aktueller Pferdebestand aus?
Mein aktueller Pferdebestand ist unverändert. Ich werde meine Stute nächstes Jahr verkaufen, jedoch als Springpferd. Sie ist nun ausgebildet bis ins Niveau B3 im Eventing in England. Sie hat tolle Grundgangarten und hat die Prüfungen jeweils gut gemeistert. Jedoch erachte ich sie als zu vorsichtig für höhere Prüfungen. Sie hat eine grossartige Springmanier, viel Vermögen und zeigt grosse Freude im Parcours. Deshalb habe ich mich entschieden, sie nun zu verkaufen.  

Was tust du auf der Insel, wenn du gerade nicht auf einem Pferd sitzt?
Es gibt nicht viele turnierfreie Wochenenden, aber wenn wir Zeit dazu haben, unternehmen wir auch einmal etwas, das nichts mit Pferden zu tun hat - wie zum Beispiel ins Kino oder Essen gehen, Freunde zu Hause besuchen oder in einem Pub den Abend ausklingen lassen. Viele Freunde aus der Schweiz haben mich in diesem Jahr in England besucht. So fuhr ich zweimal für ein paar Tage nach London, einmal in die schöne Stadt York und zum wunderschönen Schloss Alnwick Castle. Dort wurden die Harry Potter Filme, Robin Hood und Downton Abbey gedreht. Zudem gilt die Region Yorkshire als eine der schönsten Regionen Englands.

Wie sieht dein Plan für 2017 aus – persönlich und sportlich?
Mein Ziel ist es, während der Saison wieder nach England fahren zu können um weiterhin von Chris‘ Wissen profitieren zu können. Die Zusammenarbeit mit Chris ist grossartig, ich könnte mir keinen besseren Trainer wünschen. Zudem habe ich in den letzten beiden Jahren grossartige Menschen kennen gelernt und viele Freunde gewonnen. Mir und meinen Pferden gefällt es sehr gut am YRC und die Trainingsmöglichkeiten sind ideal. Zudem findet praktisch jedes Wochenende ein potentielles Turnier statt, welches ich in maximal zwei Stunden Fahrt erreichen kann. Gerade auch für junge Pferde ist es ideal, wenn sie einige Prüfungen nacheinander laufen können. Die Prüfungen sind wohl auf der Insel etwas schwieriger,  aber alle sind fair gebaut und auf gutem Gelände.
Ich verfolge also weiterhin mein Ziel, weitere Pferde von Sponsoren und Pferdebesitzern auszubilden. Dafür muss ich noch etwas an Bekanntheit in England gewinnen.  Ich hatte bereits in diesem Jahr einige junge Pferde zur Ausbildung, was mir viel Spass bereitete. Zu sehen, wie glücklich die Besitzer mit meiner Arbeit und den schnellen Fortschritten der Pferde waren, erfreut mich sehr.  

Was hast du über Rio an Stimmen/Feedbacks in Grossbritannien mitbekommen?
Wir haben alle gemeinsam die Eventing-Spiele im TV mitverfolgt. Die OS waren sehr präsent und es wurde viel darüber gesprochen. Kaum war die Vielseitigkeit jedoch beendet, war auch schon alles wieder Geschichte. Als Chris nach Hause kam, haben wir nur noch kurz darüber gesprochen. Chris weilt nie lange in der Vergangenheit und fokussiert sich immer von neuem positiv in die Zukunft, was heisst, dass er sich sofort auf die nächsten Turniere konzentriert. Das ist auch ein Punkt, natürlich von vielen, in welchem ich mental viel von ihm gelernt habe. Egal wie gut oder wie schlecht das Turnier verlaufen ist, wir besprechen und analysieren das Erlebte und bestimmen, was wir ändern müssen und was gut lief. Aber nach dieser Besprechung ist das Turnier Geschichte, Vergangenheit! Umgehend wird für das nächste Turnier ein Plan aufgestellt und in die Zukunft geschaut. Ich habe noch nie eine solche Person kennen gelernt, die jeden Tag so positiv und voller Elan ist und nie wütend wird oder gestresst wirkt. Auch wenn ich mal das Gefühl hatte, es war alles nur schlecht und nichts hat funktioniert, findet er immer das Positive, stärkt, fokussiert und motiviert mich extrem.

Du hast in Grossbritannien externe Workshops mit Chris Bartle besucht. Was erwartet uns am 7./8. Januar beim Lehrgang in Winterthur?
Ich war letztes und dieses Jahr am MasterClass in Bishop Burton. Dieses Jahr unterstützte ich Chris beim Umstellen von Stangen und Sprüngen, währenddessen er unterrichtete. Er gab den ganz Tag Dressur- und Springunterricht. Am Abend bereiteten wir gemeinsam die Demo vor. Sechs Reiter in drei verschiedenen Leistungsklassen nahmen teil. Anhand der Basis-Stufe erklärte Chris die Grundlage des Geländereitens und baute entsprechende Übungen ein. Bei der zweiten Gruppe wurde die Anforderung etwas erhöht. Die höchste Stufe glänzte dann mit einigen technischen Aufgaben.
Unser Anlass unterscheidet sich zu Bishop Burton, dass Chris in Winterthur den ganzen Tag Unterricht vermitteln wird. Es findet also keine Demonstration statt. Welchen Schwerpunkt er für unser Wochenende plant, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Jedoch kann ich versprechen, egal in welcher Disziplin Chris unterrichtet, es wird sehr lehrreich und spannend werden. Sei es als Reiter oder als Zuschauer.